Zu Besuch beim Oldtimertreffen Baden Baden.
Text und Bild: Eberhard Weilke
Als vor fünfundzwanzig Jahren Jean-Marc Culas das erste Baden Badener Oldtimer Meeting aus der Taufe hob, zählten Heckflossen, Ponton, Badewannen-Fords, Karmann Ghias und Porsche 356 noch zum täglichen Straßenbild. Zu der Zeit galt es beim freundlichen Mercedes-Händler, einen Probefahrttermin für den frisch vorgestellten W 123 zu ergattern, Lieferzeiten von bis zu 40 Monaten wurden zähneknirschend akzeptiert. Opel und BMW verstörten die Umwelt mit einer Farbpalette, die einer Prilblume entnommen zu sein schien, während man in Wolfsburg so langsam sich damit abfand, auch wassergekühlte Motoren in Fahrzeuge mit Frontantrieb einzubauen. Die Menschen trugen Hosen mit Schlag und Nylestanhemden, die eigentlich in keinster Weise für den menschlichen Gebrauch geeignet waren. Den damals vorherrschenden Geschmack für Frisurmoden oder Inneneinrichtung wollen wir gar nicht erst erwähnen, er sorgte immerhin dafür, daß die gerade sich im Vorschulalter befindende Generation Golf gerne draußen spielte, um sich anschließend völlig schmerzfrei in die geschmacklichen Entgleisungen der 80er Jahre zu stürzen.
Zu dieser Zeit erkannte man Oldtimer noch an Ballhupe und Messingkühler, allenfalls Flügeltüren und BMW 507 wurden von der breiten Masse als erhaltenswertes Kulturgut der Nachkriegszeit anerkannt. Veranstaltungen für klassische Automobile sahen daher immer ein wenig wie eine Sammlung zu groß gewordener "Yesteryear"-Modelle von Matchbox aus. Ein Großteil der Fahrzeuge, die wir hingegen heute restaurieren, waren damals noch schnöde Gebrauchtwagen!
Mit 35 Fahrzeugen und mehr als 1000 Besuchern war das erste Oldtimer Meeting daher für die damalige Zeit ein großer Erfolg. Heute, fünfundzwanzig Jahre später, hat sich die Baden Badener Veranstaltung zu einem der Höhepunkte des klassisch-automobilen Jahreskreises entwickelt. Auf 20.000 Besucher warten 350 klassische Automobile und zeigen einen Querschnitt des Automobilbaus der letzten neun Jahrzehnte.
Allerdings ist es doch immer ein wenig schade, daß wieder nur die vermeintlich exklusiven Edelklassiker die Aufmerksamkeit der Besucher erwecken. Die eigentlichen Perlen, die wirklich interessanten Details werden allzuhäufig übersehen! Aber ikonengold wäre nicht ikonengold, wenn wir den Lesern unsere ganz persönlichen Seheindrücke vorenthalten würden!