A Day at the Races (Teil 1)
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Großartiges Donnern liegt in der Luft....

Es gibt sie immer noch, diese Tage, an denen die Schatten der automobilen Vergangenheit mit einem mächtigen Grollen zu neuem, gewaltigem Leben erwachen. Ein Tag, an denen man auch bei nüchterner Betrachtung wenigstens eine Ahnung davon bekommen kann, daß Rennsport einmal ein glorreiches Ereignis war, ein Kräftemessen von Mensch und Maschine, eine Sportart für Enthusiasten.... und nicht nur ein anonymes Medienspektakel oder PR-Theater. Man kann Motorsport richtig feiern - mit einem gewissen, wunderbaren Niveau und einfach in grandioser Atmosphäre. Der Oldtimer Grand Prix, der jedes Jahr im August am Nürburgring stattfindet, ist mittlerweile zwar eine ziemlich professionell, kommerziell und kühl organisierte Veranstaltung. Aber die Atmosphäre am Ring an diesem Wochenende ist und bleibt einfach einzigartig!

Doch bevor ich Euch etwas von dieser Atmosphäre wiederzugeben versuche, möchte ich mich entschuldigen: Für die vielen vielen Fahrzeuge, Rennen, und Clubtreffen, die ich an diesem Wochenende gar nicht gesehen und noch weniger fotografiert habe! Rennwagen der Vor- und Nachkriegszeit traten in diversen Klassen und in einfach unwahrscheinlicher Vielzahl zum Rennen an. Vom Bugatti der 20er Jahre über winzig kleine Sportwagen der Nachkriegszeit und einfach nur brutal schnelle Formel 1-Renner der 80er Jahre war einfach alles dabei - die Bilder, die hier zu sehen sind, können also nur einen allerkleinsten Ausschnitt aus dieser Vielfalt widergeben!

 


TVR Griffith zieht am Ferrari 250GTO vorbei....

 

....beim Oldtimer Grand Prix am Nürburgring

Nun bin ich - ein privates Automagazin erlaubt mir auch, das freimütig zuzugeben - absoluter fan der Rennwagen der 60er und frühen 70er Jahre. Und am allerliebsten ist mir der soundtrack eines möglichst mächtigen und möglichst amerikanischen V8-Motors (obwohl ich natürlich weiß, daß auch die Italiener Meister des wunderbaren Motorengeräusches sind). Da traf es sich gut, daß bei meiner Ankunft am Samstagnachmittag gerade das Rennen der GT-Klasse der 50er Jahre lief - danach standen nämlich die supersports auf dem Programm, die wahrscheinlich verrückteste und roheste Rennwagenklasse, die es jemals zu internationalem Ruhm gebracht hat!

Schon bei der Anfahrt - vorbei an den vielen Parkplätzen rund um den Ring mit ihren unzähligen Clubtreffen, von denen wahrscheinlich jedes einzelne einen eigenen Bericht wert gewesen wäre - erfüllte periodisch an- und abschwellender Motorenlärm die Luft. Von den grandiosen GT-Rennern der 50er Jahre (damals stand GT eben wirklich noch für gran turismo....) blieb mir vor allem einer in Erinnerung - der englische Allard, ein einigermaßen skurriler Kleinserien-Sportwagen, der auch in seinen zivilen Ausführungen zeitlebens mit überraschend souveräner V8-Motorisierung amerikanischer Herkunft daherkam. Trotz der teilweise reichlich verworrenen Karosserieformen sicherte wahrscheinlich allein schon die Kraft, sowie auch die insgesamt solide Qualität, diesen Fahrzeugen damals ihren kommerziellen Erfolg. Der Allard kam zwar nicht gegen den führenden Maserati an, sicherte sich aber trotzdem einen der vorderen Plätze im Rennen.

 

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Porsche 962 ruht sich im Fahrerlager aus
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englischer Allard-Rennwagen aus den 50er Jahren, mit 6.3 Liter V8, war eine echte Rarität

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Maserati gewinnt das GT-Rennen der 50er Jahre

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Ford GT40 in der legendären GULF Farbgebung

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giftiger kleiner TVR Griffith mit V8 power und authentischen Minilite-Felgen in "british racing green" - früher waren die Rennwagen traditionell in Landesfarben lackiert: Italien rot, Frankreich in blau, Deutschland in weiß, und die Engländer eben in diesem satten dunkelgrün.

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[unten, von links nach rechts]
roter Ford GT40 beim Probelauf. Fronthaube mit nonchalant reparierten Kampfspuren - aber wen stört das schon, dieser stolze und wunderschöne Wagen erfreute sich auf dem Ring nämlich bester Gesundheit und die Zuhörer mit seinem satten, wohlig gedämpften Achtzylinder-Sound. Beachtet die effektvolle Innenraumbelüftung im Seitenfenster!!

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Marcos Grantura im Abschlußtraining der GT-Klasse vor Porsche 904....

 

Zwischen den Rennen wird es tatsächlich etwas ruhiger rund um den Ring. Man findet auch Zeit, sich vom Renngeschehen abzuwenden und über die vielen Parkplätze zu laufen - in meinem Fall stand natürlich das Treffen des Rover Clubs auf dem Programm. Wahrscheinlich ist der Oldtimer Grand Prix am Nürburgring deutschlandweit das einzige event, auf dem man überhaupt klassische Rover zu Gesicht bekommt! (ein Bericht rund um das Rover-Treffen erscheint hier auf ikonengold.de am 6. September) Doch als der Moderator die supersports ansagte, trieb es mich natürlich wieder zurück an die Strecke!

Die schnellsten, stärksten und vielleicht auch lautesten "ernsthaften" Rennwagen der Welt - in den späten 60ern und frühen 70ern bekannt aus der amerikanischen can am-Rennserie, unlimiterte Hubräume! Selbst Ferrari und Porsche mischten damals mit. Die Serie wurde schon nach ein paar grandiosen Jahren wieder eingestellt. Nirgends sonst gab es wieder Motoren mit annähernd 10 Litern Hubraum und bis zu vierstelligen PS-Leistungen. In den heutigen supersports mischen aber auch andere Wagentypen mit, teilweise mit kleinen Vierzylinder-Motoren und giftigen Turboladern. Und, wie sich im Verlaufe des Rennens herausstellen sollte, die "kleinen" waren sogar ganz gut dabei! Aber was ist schon nackte Geschwindigkeit gegen das mächtige Brüllen eines 9,3 Liter großen Achtzylinders mit seinen acht Trompeten, gepaart mit einer wunderbar seventies-mäßigen Karosserieform, einer so kuriosen Mischung aus rohem, einfach nur keilförmigen Styling und praktizierter Aerodynamik, wie im Falle des dunkelblauen March 707 mit seinem vor die schaufelförmige Karosserie gesetzten Frontflügel?

Leute, wißt Ihr eigentlich, wie oft ich im Alter von vielleicht 10 Jahren (als der 707 schon längst eine vergessene Legende war) die vergilbten Carrera Universal-Prospekte meines großen Bruders durchgeblättert habe und auf den golden lackierten 707-Rennbausatz geblickt habe (den wahrscheinlich selbst zu seinen Produktionszeiten kaum einer gekauft hat)? Und hier, am Ring, steht man nun und sieht und lauscht diesem wundervollen, fiesen, giftigen, unvorstellbar schnellen, lauten, machtvollen, alten, gewaltigen Rennwagen? Das ist der wahre Geist dieser Veranstaltung - nicht alles erfassen, hinter Modellbezeichnungen, Ranglisten, Baujahren hinterherhecheln! Sondern einfach hinsetzen, gucken und genießen! Und was den Geist dieses Wochenendes am Nürburgrings auch ausmacht - für jeden, wirklich jeden, der eine Beziehung zu Automobilen hat, ist etwas dabei - was mir der March 707 war, ist für den nächsten vielleicht der grandiose Bugatti 35, oder der unschlagbar flinke TVR, oder der Porsche 550 mit seiner dunklen Vergangenheit (James Dean starb in so einem Wagen, allerdings nicht bei einem Rennen) und seinem frechen Käfer-Sound, oder...... oder......

 


nervöse Vierzylinder-Alpine wird im Rennen von donnernden V8-Rennern gejagt....

 

So macht auch der Besuch im Fahrerlager (dem Innenbereich des Rings, gegenüber von der Haupttribüne) für einen atmosphäresuchenden Autoliebhaber nach wie vor Sinn. Der Preis ist hoch - 25 Mark extra werden aufgerufen, damit man sich zwischen den wie Burgen aufgebauten Lastwagen der Rennteams etwas wie ein eher notgedrungen geduldeter Zuschauer vorkommen kann. Aber dennoch - einige Teams lassen nach wie vor die Garagentore offen, so daß jeder einigen der alten Rennwagen zum Greifen nahe kommen kann! Motorentestläufe, pfiffige Detaillösungen, der Blick ins Cockpit eines überraschend klein, fragil und harmlos wirkenden alten Formelrennwagens - auch hier gilt wieder - am schönsten ist es, einfach die vielen Eindrücke und Augenblicke in sich aufnehmen und genießen! Wenn aus einem unscheinbaren, dunklen Zelt unglaublich laute Trompetenstöße aus antiken Auspuffen dringen - so laut, daß alle in der Umgebung sich die Ohren zuhalten - dann schaut man zu, wie die Mechaniker mit geübtem Gehör (und einer Portion posing natürlich) der Geräuschkulisse ihres Zöglings lauschen, wie er wirklich blitzschnell zu atemberaubenden Drehzahlen hochdreht und wieder in einen nervösen, bellenden Leerlauf zurückfällt, immer und immer wieder - bis der Mann am Vergaser entschieden hat, daß er genug gehört hat (und daß die Zuhörer genug gehört haben).

Auch dieser rote Ford GT40 (in den 60ern wurde dieser Wagen von Ford, USA, entwickelt, um das 24-Stunden Rennen in LeMans zu gewinnen - und er tat dies dann auch mehrmals in Folge) hatte es mir angetan. Diese zertrümmerte Fronthaube, einfach und effektiv mit rotem Klebeband repariert, das kleine Rohrstück am Schiebefenster, daß kühlende Luft wahrscheinlich direkt in den Helm des Fahrers leiten soll, und der sound. Dieser wunderbare Sound.... Der GT40 hatte nämlich einen Schalldämpfer, also keine rohen Trompeten wie die supersports, nein, dieser Wagen erzeugte einen wunderbar gedämpften, aber umso nachdrücklicher klingenden Klang! Einen Klang, der von bester Gesundheit zeugte - wahre Schönheit kommt einfach von innen, ganz tief innen, kein zerkratzter Lack oder fehlender Scheinwerfer kann daran etwas ändern! Als ich den Wagen eine gute Stunde später beim Training der GT-Klasse der 60er Jahre über den Ring fliegen sah, wurde das bestätigt. Mit Leichtigkeit zogen die drei oder vier eleganten GT40 auf der Suche nach den besten Rundenzeiten an den meisten anderen GT-Rennwagen vorbei - auch an den lauteren oder sonstwie spektakuläreren......

 

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einer meiner absoluten Lieblingsrennwagen: March 707, früher unerreichbarer Traum jedes Carrerabahn-Fahrers (es gab ihn nur als sündhaft teuren Rennbausatz). Für Vortrieb und soundtrack sorgt in 1:1 ein 9.3 Liter großer V8-Motor.

[oben]
Ford Mustang Fastback, 490 cubic inches ergeben 8 Liter, genau das richtige Maß für einen Achtzylinder. Wie sich das anhört, muß man selbst erleben, das kann ich Euch leider nicht erklären!

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Szenen eines GT-Abschlußtrainungs: Er (oben an der Treppe) wartet gespannt auf den nächsten vorbeidonnernden Boliden, sie (sitzt davor) käme wahrscheinlich auch gut ohne den Anblick von Rennwagen durch's Leben.... und die Moral? Frauen sind manchmal wirklich komiscn!
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Corvette und Marcos Grantura auf der Jagd nach Trainingsbestzeiten

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Die wunderbare automobile Atmosphäre auf, neben und abseits vom eigentlichen Renngeschehen ergibt sich einfach aus der schieren Menge an verrückten, seltenen und einfach großartigen Fahrzeugen, die man nirgends sonst in einer solchen authentischen Atmosphäre erleben kann. Dazu kommt der spürbare Enthusiasmus der vielen Besucher. Im Nachhinein ist mir am Ring eines aufgefallen, und alle Fans dieser Marke mögen mir verzeihen (Ihr wißt ja, daß ich selbst zu Euch gehöre): Es gab am Ring fast keinen Mercedes! Klar, ein paar Clubtreffen, aber insgesamt fielen die Wagen mit dem guten Stern auf der Haube wirklich kaum auf..... und soll ich Euch mal was sagen? Das war genau richtig so! Denn auf anderen Großveranstaltungen wie der Techno Classica in Essen reihen sich die 600er und SLs teilweise in einer solchen Menge, daß man wirklich gar nicht mehr hingucken mag!

Manche Leute verbringen das ganze Wochenende am Ring - mit dem Zelt, auf den Club-Parkplätzen. Mir persönlich reichen die Eindrücke eines Tages. Der Oldtimer Grand Prix ist ein wunderbares Erlebnis, bei dem man guten Gewissens einfach dann gehen kann, wenn es am schönsten ist!

A day at the Races (Teil 2) findet Ihr hier!

 

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