Ein altes Taxi war es auch, das sich Simone Weber aus Bezau im Bregenzerwald im Frühjahr 2004 als Reisewagen kaufte. Beruflich durch ihre Firma an Vorarlberg gebunden, zog es die Exportsachbearbeiterin privat zu ihrem Lebenspartner in die Nähe von Stuttgart. Es war also ein Fahrzeug erforderlich, das für das Langstreckenpendeln mehrmals im Monat hohen Komfort, hohe Sicherheit mit niedrigem Verbrauch und niedrigen Betriebskosten vereint. Gefunden hat sie den Wagen dort, wo man sonst nicht nach guten Gebrauchtwagen suchen sollte: Beim Fähnchenhändler an der Ausfallstraße vor den Toren der Stadt. Klassisch kam der Verkauf per Handschlag auf dem Kiesplatz zustande, die Vertragsunterzeichnung folgte in dem als Büro dienenden, abgehalfterten Wohnwagen. Allen Beteiligten war selbstverständlich klar, dass die Angaben auf dem Kilometerzähler (87.751 km) und im Kaufvertrag (ca. 300.000 km) reine Makulatur waren. Der geschätzte Laufleistung dürfte, als Referenz zog der zur Begutachtung herangezogene Freund seine als studentischer Taxifahrer erfahrene Erfahrung zurate, bei rund einer halben Million Kilometer liegen. Allerdings überzeugte der Wagen durch einen gesunden Motor, rostfreie, gerade Karosserie, einer intakten Innenausstattung und insgesamt einem sehr soliden Zustand. Natürlich galt es, dem Fahrwerk ein paar verschleißbedingte Flausen auszutreiben. Da man aber, mit W 123, W 116 und Heckflosse im eigenen Fuhrpark schon über einige Schraubererfahrung verfügte und im Clubumfeld des Vereins der Heckflossenfreunde sehr gute Kontakte zu Werkstätten knüpfen konnte, ließen sich die notwendigen Reparaturen schnell und preisgünstig ausführen. Dazu kam das erfreulich niedrige Preisniveau der Originalersatzteile: Bremsscheiben für ca. 25 Euro das Stück reißen keine großen Löcher in das Wartungsbudget. Kleine Löcher ins Budget reißt auch der Besuch an der Tankstelle: Verhalten gefahren gibt sich der 200 D mit 6,0 bis 6,5 l/100 km zufrieden, aber selbst unter dauerhafter Ausnutzung der 160 km/h Höchstgeschwindigkeit lassen sich kaum mehr als 7,5 l/100 km durch die Einspritzanlage drücken. Was für Simone Weber neben den Kosten auch zählt, ist die unglaubliche Geborgenheit, die der Wagen vermittelt. Wer einmal morgens um halb sechs im Schneegestöber die A 96 zwischen Lindau und Memmingen befuhr, die Luft angenehm per Einstellung am Rändelrad temperiert, den Motor leise und vertrauenseinflößend vor sich brummeln hörte, wird bestätigen: Es gibt kaum ein Auto, das einem besser das Gefühl vermittelt, alles werde gut und man würde selbstverständlich sicher das Fahrziel erreichen.
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