Ampel des Wahnsinns

Text und Bild: Eberhard Weilke

In Mythos Neckartorkreuzung haben wir einen ersten Blick auf die Feinstaubproblematik in Stuttgart geworfen. Wir haben festgestellt, dass etwas gegen den Feinstaub getan werden muss und überlegt, was man gegen Feinstaub tun kann. Jetzt möchte man meinen, dass die Stuttgarter Verwaltung bei allen den Straßenverkehr der Stadt betreffenden Entscheidungen die Feinstaubproblematik berücksichtigt.

 

Doch weit gefehlt. Die B 14 wird in ihrem weiteren Verlauf stadteinwärts die "Hauptstätter Straße" und trennt zwischen dem Charlottenplatz und dem Österreichischen Platz das Bohnenviertel und das Heusteigviertel von der Innenstadt ab. Zweifellos eine städtebauliche Sünde, nur leider heute kaum wirtschaftlich zu verändern. Selbst eine Tunnellösung wäre schwierig zu realisieren, da den Untergrund spaghettigleich die Stadtbahn belegt. Heute würde man das natürlich anders lösen, in der 60ern war die "autogerechte Stadt" aber noch der Wunschtraum der Kommunalpolitiker.

 

Um wenigstens etwas "fußgängergerecht" zu wirken, ist die Hauptstätter Straße in recht kurzen Abständen für Fußgänger passierbar gemacht. Zum einen durch die Stadtbahnhaltestellen "Charlottenplatz", "Rathaus" sowie "Österreichischer Platz", zum anderen durch reine Fußgängerunterführungen und -überwege am Wilhelmsplatz und an der Leonhardskirche.

 

Man hat in den letzten Jahren einiges unternommen, um diese Unterführungen attraktiver zu gestalten. Sie sind besser beleuchtet, sie werden sorgfältiger gereinigt, die meisten sind mit Aufzügen für Rollstuhfahrer und Kinderwagen ausgestattet. Sicherlich, man könnte das eine oder andere verbessern, jedoch bietet sich heute ca. alle 200 Meter für Fußgänger die Möglichkeit, die Straße zu queren.

 

Und was macht die Stadt Stuttgart? Sie baut für insgesamt EUR 160 000 zwei ampelgeregelte Fußgängerüberwege. Den einen sogar unmittelbar über der Unterführung der Stadtbahnhaltestelle "Rathaus". Wir haben die zwei Fußgängerampeln in der Karte rot eingezeichnet, die bestehenden Überwege und Unterführungen in grün.

 

Und was passiert seither? Im Minutenrhytmus wird der Verkehrsstrom auf acht Fahrbahnen zum Stillstand gebracht. Ein paar Dutzend Autos bremsen, warten, beschleunigen und verursachen den damit verbundenen Feinstaub an Reifen, Kupplung, Bremse und natürlich auch Motor.

 

Gut gemacht, weiter so, so kriegen wir die Emissionsproblematik in den Griff...

 

Wenn diese Überwege wenigstens der Verkehrssicherheit gedient hätten... Aber auch hier war das Ergebnis eher kontraproduktiv. Da die B 14 am Charlottenplatz, am Wilhelmsplatz und am Österreichischen Platz jeweils unter den kreuzenden Straßen geführt ist, fahren die Autos im ständigen Hell-/Dunkelkontrast. Die Ampeln, insbesondere die auf Höhe der Sophienstraße, sind schlichtweg extrem schlecht zu erkennen. Es überrascht von daher nicht, dass es gerade 13 Tage dauerte, bis ein ortskundiger Autofahrer die ersten drei Fußgänger umgefahren hat.

 

Gelenkte Verkehrspolitik sieht wirklich anders aus. Wollen wir hoffen, dass zum Ende des einjährigen Probebetriebs diese Ampeln wieder demontiert werden. Das Geld ist dann zwar schon verschwendet (man hätte es auch für die immer wieder geforderte Verbesserung des Radwegenetzes ausgeben können oder für mehr Licht in den Unterführungen...), aber wenigstens hört der Blödsinn auf, dass wegen zwei Fußgängern zwei Dutzend Autos die Umwelt zusätzlich belasten. Auch die Feuerwehr wird sich freuen, kann sie dann auch wieder in die Brandschutzzone an der Rathauspassage einfahren, die derzeit durch die Ampeln blockiert wird.

(c) ikonengold.de, 2006-2012 ::: Impressum